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1. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 95

1864 - Breslau : Leuckart
( Johann Huß und die Hußiten. 95 Jetzt wurde Karl Iv., der Sohn des böhmischen Königs Johann, gewählt. Er sorgte fast nur für die Vergrößerung seiner Hausmacht, erwarb Brandenburg, die Lausitz und Schlesien. Für diese Länder und Böhmen war er ein wahrer Landesvater; Prag, seine Residenz, schmückte er mit herrlichen Gebäuden und stiftete 1348 eine Hochschule, die erste in Deutschland. Breslau, die wichtige Handelsstadt, baute er nach einem furchtbaren Brande größer und schöner wieder aus und verband sie mit Prag und den italienischen Handelsstädten durch eine Kunststraße. Das Wich- tigste, was ihm Deutschland verdankt, ist das berühmte Reichs- grundgesetz, die goldene Bulle, wodurch festgesetzt wurde, daß fortan sieben Kurfürsten die Wahl der Kaiser allein vollziehen sollten. Diese waren: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der König von Böhmen, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog von Sachsen und der Pfalzgraf am Rhein. Zu Frankfurt sollte die Wahl, zu Aachen die Krönung vollzogen werden. Deutsch- land wurde, wie fast alle Staaten Europas, zu dieser Zeit von vielen Uuglücksfällen heimgesucht. Zuerst brach eine schreckliche Hungersnoth aus, die viele Menschen hinwegraffte, darauf folgte ein furchtbares Erdbeben und fast zu gleicher Zeit brach eine Pest — der schwarze Tod — aus, die Millionen Menschen zum Opfer forderte. Angst und Verzweiflung bemächtigte sich aller Gemüther; nur durch strenge Bußübungen glaubte man den sichtbaren Zorn des Himmels zu versöhnen. Flagellanten oder Geißelbrüder zogen von Stadt zu Stadt, geißelten ihren Rücken blutig, begin- gen aber dabei so viele Ausschweifungen, daß die Bischöfe diese öffentlichen Bußübungen verbieten mußten. Andere behaupteten, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, und verursachten unmensch- liche Grausamkeiten gegen sie. — Kaiser Karl errichtete die Quarantäne-Anstalten zur Abwehr solcher Pestkrankheiten, welche etwa in Zukunft das Vaterland heimzusuchen drohten. Unter Karls Söhnen waren weder das deutsche Reich, noch ihre Erbländer glücklich. Wenzel, durch seine Grausamkeit gegen den heiligen Johann von Nepomuk berüchtigt, empörte alle Ge- müther gegen sich, und die Kurfürsten setzten ihn sogar ab; der verschwenderische Sigismund, zugleich König von Ungarn, ver- geudete die Einkünfte und besaß weder Kraft noch Mittel, die in seinem Erblande Böhmen entstandenen Unruhen zu dämpfen. Jy Johann Huß und die Hußiten. Während der Regierung des Kaisers Sigismund war die Hochschule zu Prag die berühmteste in Deutschland. Unter andern Lehrern zeichnete sich an derselben Huß durch Gelehrsamkeit aus.

2. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 119

1864 - Breslau : Leuckart
Kirchmtrennung. Luther. 119 Allein jenes Stillschweigen wurde leider nicht gehalten, da die Parteien zu aufgeregt waren. Einer der größten Gegner- Luthers war Eck, ein sehr gelehrter und in der Bibel vorzüglich bewanderter Mann. Dieser forderte Luther nebst dessen Freunden zu einem Wortkampfe nach Leipzig heraus. Hier stritt man mit großer Erbitterung, und Luther ging schon so weit, daß er das Ansehen des Papstes, als des Oberhauptes der christlichen Kirche, verwarf, von der lebenden Ueberlieferung nichts hören und Alles nur aus der todten Schrift beweisen wollte, aus der Schrift, die er nach seiner eigenen Meinung erklärte, aus der er nur das nahm, was ihm zu- sagte; weshalb er dort auch den Brief des heiligen Jakobus für unecht ausgab, weil da außer dem Glauben auch die guten Werke zur Seligkeit nothwendig gefordert werden. Im folgenden Jahre vergrößerte sich die Kirchenspaltung, indem Luther die Lossagung vom Papste, die Aufhebung der klösterlichen Gelübde, der Fasttage und vieler Feste forderte. Kurz nachher trat er gegen die Messe als ein heiliges Opfer auf, tadelte die Austheilung des Abendmahles unter einer Gestalt, und nahm nur drei Sakramente an. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer bezeich- nete und den Urheber mit dein Banne bedrohte, wenn er nicht binnen zwei Monaten widerriefe. Die Bulle wirkte aber wenig, weil die Verkündigung derselben gerade dem größten Gegner Luthers, dem Doktor Eck, aufgetragen war; denn man hielt sie für das Erzeugniß persönlicher Rache. Luther entschied sich nun zu einem Schritte, der ihn für immer von der katholischen Kirche trennte: er verbrannte in Wittenberg öffentlich den päpstlichen Bannbrief und das kirchliche Gesetzbuch. - ; Unterdessen war Karl V. zum deutschen Kaiser erwählt. Er hätte einen Reichstag nach Worms ausgeschrieben; auf diesem sollten neben manchen weltlichen besonders die kirchlichen Ange- legenheiten zur Sprache gebracht und entschieden werden. Fast alle deutschen Fürsten waren auf demselben anwesend. In ihrer Mitte trat der päpstliche Legat auf und hielt eine feierliche Rede, in welcher er bewies, daß Luther wirklich Sätze lehre, die von der Kirche verdammt worden seien. Dann meinte er: „es sei ganz zwecklos, ihn nach Worms zu berufen; denn die Erfahrung habe gezeigt, daß er sich durchaus von Niemandem belehren lasse, sondern in seinen Irrthümern hartnäckig beharre." Allein die meisten Fürsten stellten dem Kaiser vor, wie gefährlich es sei, einen Mann ungehört zu verdammen, dessen Lehren schon so zahlreiche Anhänger gefunden hätten, und Karl stimmte ihnen

3. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 121

1864 - Breslau : Leuckart
Der Bauernkrieg. Münzer. 121 habe , was den Weisen und Verständigen verborgen sei." Sobald , Luther von diesen Gräueln hörte, verließ er gleich, selbst gegen den Willen seines Kurfürsten, die Wartburg und eilte nach Wittenberg. Acht Tage hinter einander hielt er donnernde Pre- digten gegen die Ungebundenheit und Bilderstürmerei, wodurch er die Ruhe wieder herstellte. Von nun an blieb Luther in Wittenberg; seine Lehre verbreitete sich in Sachsen und den angrenzenden Ländern. Nach und nach richtete er den Gottesdienst so ein, wie er gegenwärtig in den evangelischen Kirchen gehalten wird. Er starb auf einer Reise zu Eisleben im Jahre 1546. Der Kurfürst Johann Friedrich ließ ihn in Wittenberg begraben. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat in der Schweiz Ulrich Zwingli, Pfarrer zu Zürich, als Stifter der sogenannten refor- mirten Kirche auf. In den meisten Punkten war er mit Luther einverstanden; nur in der Lehre vom Abendmahl wich er von ihm ab. Herüber erhob sich ein großer Streit zwischen beiden, und sie trennten sich mit ihren Anhängern völlig. Die Lehre des Zwingli fand nicht nur in der Schweiz, sondern auch im südlichen Deutschland, in den Niederlanden und Frankreich vielen Eingang. Einer der thätigsten Beförderer derselben war Calvin in Genf. Er stammte aus Frankreich, trat schon mit dem zwanzigsten Jahre in den geistlichen Stand, nahm dann Zwinglis Grundsätze an und mußte deshalb aus seinem Vaterlande flüchten. In Genf zeichnete er sich als reformirter Prediger aus und stieg zu hohem Ansehen. Ein Schandfleck bleibt in seinem Leben die Schuld an der Hinrichtung Servets, eines Arztes aus Spanien. Calvin haßte den Mann, weil er ein Buch über das Christenthum geschrie- den hatte, das nicht nach dem Sinne des Genfer Glaubenslehrers war. Als nun Servet nach Genf kam, ließ ihn derselbe Calvin, der das traurige Ende des Huß nicht genug beklagen konnte, ins Gefängniß setzen und zum- Feuertode verurtheilen. Vergebens bat und flehte Servet: „Wenn ich geirrt habe," sprach er, „so habe ich es aus Unwissenheit gethan; an meinem Tode kann euch ja nichts gelegen sein." Aber nichts half, der Verkündiger der christlichen Milde hatte kein Mitleid mit dem Unglücklichen; er wurde grausam mit Feuer zu Tode gequält. > Der Saucrnkrieg. Münzer. Im Jahre 1525 brachen in mehreren Gegenden Deutschlands Unruhen unter dem Landvolke aus. Die armen Bauern seufzten damals unter schweren Lasten. Die Fürsten legten ihnen drückende Abgaben auf, und die Gutsherren vermehrten sie noch. Zuerst empörten sich die Bauern des Abts von Kempten, dann verbreitete

4. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 126

1864 - Breslau : Leuckart
126 Geschichte. weil sie seinen Lüsten und Leidenschaften sich entgegenstellte. Er verstieß seine erste Gemahlin Katharina, mit der er schon 20 Jahre lebte, um Anna Bolehn zu heirathen. Der Papst wollte nicht in die Ehescheidung willigen; der König trennte sich aber eigenmächtig von seiner Frau und nahm die Anna. Als darauf der Papst über ihn den Bann aussprach, sagte er sich völlig von ihm los und machte sich selbst zum Oberhaupte der englischen Kirche. Wo er nur den geringsten Widerstand fand, brauchte er Gewalt. Der edle Kanzler Morus und der Bischof von Rochester wurden enthauptet, weil sie seine zweite Ehe nicht als gültig, noch ihn als geistliches Oberhaupt anerkennen wollten. Er machte eine Religion nach eigenem Gutdünken, die sich eben so sehr von den lutherischen als katholischen Glaubenssätzen entfernte, und drohte Jedem, welcher sich einem oder dem andern Glaubenssätze wider- setzen würde, die härtesten Strafen. Dann hob er die Klöster und Stifter auf und theilte sich mit seinen Günstlingen in die reiche Beute. Nach drei Jahren ließ er Anna Bolehn enthaupten, um sich mit einer dritten Frau zu vermählen. Diese starb schon im folgenden Jahre, und Heinrich dachte gleich wieder an eine neue Heirath mit der Tochter 'des Herzogs von Kleve. Diese schickte er bald nach der Hochzeit dem Vater zurück und nahm eine fünfte Frau, die er im zweiten Jahre öffentlich- hinrichten ließ. Erst die sechste überlebte ihn. Mit zunehmendem Alter nahm auch sein Mißtrauen und seine Grausamkeit zu; viele angesehene Personen fielen als Opfer derselben. Nach Heinrich regierte zunächst sein zehnjähriger Sohn Eduard. Diesem folgte seine Schwester Maria, welche katho- lisch war. Sie begann auf eine zu harte Weise die Wiederher- stellung der katholischen Kirche; denn sie glaubte, daß alle Unruhen und Empörungen im Lande von den Neuerungen herrührten. Sie hinterließ die Krone ihrer Schwester Elisabeth. Unter der Regierung dieser Königin stieg England zu einer bedeutenden Größe. Elisabeth war mit ungemeinen Fähigkeiten begabt. In ihrer Handlungsweise zeigten sich aber unter manchen Tugenden auch viele Fehler. Gegen das gemeine Volk war sie leutselig und herablassend. Leute aus den niedrigsten Ständen hatten zu allen Zeiten freien Zutritt zu ihr. Sie nahm ihre Bitt- schriften wohlwollend an und unterhielt sich freundlich mit ihnen, so daß jeder voll Bewunderung seine.königin verließ. Gegen den Adel dagegen trat sie mit stolzer Würde auf, um ihm ihre Hoheit recht fühlbar zu machen. Von dem Gepränge, mit welchem sie sich öffentlich zeigte, erzählt ein Augenzeuge, wie sie sich eines Sonntags aus ihren Gemächern in die Kapelle begab: „Zuerst erschien eine Menge Edelleute, Grafen und Ritter; dann kam der

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 44

1864 - Breslau : Leuckart
44 Geschichte. Augustus starb in dem hohen Alter von 76 Jahren. Nach ihm kam sein Stiefsohn Tiberius, ein mordsüchtiger Mann, zur Regierung. Auf ihn folgten eben so schlechte Kaiser: Caligüla, Claudius und Nero. Der letzte besonders über- traf noch die andern in Schandthaten aller Art. Er tödtete sogar seine eigene Mutter, seine Frau und seinen alten Lehrer, den berühmten Seneca. Er ließ Rom anzünden um sich an einem großen Brande zu ergötzen, und dann aussagen, daß es die Christen gethan hätten. Bald brach eine Empörung gegen ihn aus und er wurde ermordet. .^Jlusbrritung öcs Christenthums. Daß Jesus Christus, der verheißene Messias, unter der Regierung des Kaisers Augustus zu Bethlehem geboren wurde, ist uns aus der biblischen Geschichte bekannt. Dieselben heiligen Schriften geben uns Nachrichten von seinem Leben,^seinen Thaten, Lehren, Wundern, von seinen Verfolgungen, von seinem Leiden, Sterben, Auferstehen und von seiner Himmelfahrt. Auch finden wir dort Vieles von dem Leben und Wirken der Apostel, wie überhaupt von den Schicksalen der ersten Christen. Die erste christliche Gemeinde war die zu Jerusalem. Schon zur Zeit der Apostel blühete das Christenthum, einer jungen Pflanze gleich, hoffnungsvoll in den drei damals bekann- ten Erdtheilen aus. Ueber jede einzelne Gemeinde führte, ein Vorsteher die Aufsicht. Man nannte ihn Bischof. Als die angesehensten Bischöfe galten die in Rom, Alexandria, Antiöchia und Jerusalem, zu denen auch später der zu Konstantinopel kam. Der erste aller Bischöfe war der von Rom. Er erhielt den Namen Papst, das heißt Vater der Gläubigen. Jedoch fehlte es dem Christenthume auch nicht an Verleum- dern und Verfolgern, die in der Bosheit ihres Herzens die junge Saat zu zertreten suchten. Im jüdischen Lande nahmen die Ver- folgungen ihren Anfang, wo zuerst Stephanus für seinen Glauben getödtet wurde. Am wüthendsten sind die Christen von den römischen Kaisern verfolgt worden. /Die übermüthigen Beherr- scher des großen Reiches, ihre Statthalter und hohen Beamten lebten in allen Sünden und Lastern und konnten es nicht ver- tragen, daß die Christen ein solches Leben öffentlich tadelten und von Buße und Besserung predigten. Dann meinten sie, daß ihr Götzendienst von der Verfassung des Staates nicht getrennt wer- den könne, deshalb auch eine Veränderung in der Religion den Umsturz des Reiches nach sich ziehen müsse, wenn der Uebertritt - r/?- \ «-3— 'T

6. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 47

1864 - Breslau : Leuckart
Mönche. Theodosius. 47 andere Gebäude aufführen, schuf die alte Stadt in eine neue um und nannte sie Konstantinopel, d. h. Konstantins Stadt. — Dieser Kaiser liebte besonders die Pracht in seiner Umgebung, daher hielt er einen zahlreichen Hofstaat. Schade, daß der so unternehmende Mann durch mehrere Hinrichtungen seiner nächsten Verwandten sein zunehmendes Alter befleckt hat. Er ließ sich erst kurz vor seinem Tode taufen. rjj/- y' * In dieser Zeit traten auch schon christliche Gelehrte auf, ihre Religion zu vertheidigen, die Nichtigkeit des Heidenthums darzuthun, oder auch die Lehren des Christenthums zu erläutern und die Irrlehren zu widerlegen. Die Verfasser dieser Schriften heißen Kirchenväter. Um das Jahr 220 lebte Tertullianus, Clemens und sein Schüler Origenes, nach dem Jahre 300 Joh. Chrysostomus (Goldmund), Ambrosius, um 400 Augustinus und Hieronymus. i-n Mönche. Theodosius. Zur Zeit der Verfolgungen hatten manche Christen Alles verlassen und waren in Einöden geflohen. Dort lebten sie von Beeren, Kräutern und Wurzeln. Ihre Zeit brachten sie in heiligen Betrachtungen und im Gebete für sich, für ihre christ- lichen Brüder und Schwestern zu. Man nannte diese Männer Eremiten, Einsiedler. Die meisten fanden sich in Aegyp- ten und Palästina; ihre Anzahl stieg dort bedeutend. Jeder Eremit wohnte allein, nur das Gebet wurde gemeinschaftlich verrichtet. Außerdem trieben sie etwas Ackerbau und allerlei Handarbeiten. Was sie damit verdienten, gaben sieden Armen; für sich behielten sie wenig. Sie fasteten sehr streng und ent- zogen sich fast allen Vergnügungen, um ihren Geist desto mehr auf das Ewige zu richten. Bei dieser Lebensart und Gemüths- ruhe erreichten sie meist ein hohes Alter von 80 bis 100 Jah- ren. — Nachher begaben sich mehrere Einsiedler zusammen und bildeten eine Gesellschaft. Ihre gemeinschaftliche, später mit Mauern eingeschlossene Wohnung bekam den Namen Kloster. Der Vorsteher hieß Abt, von dem Worte Abba, Vater. Im vierten Jahrhundert kamen vorzüglich die Klöster auf, und hatten für die damalige Zeit segensreiche Folgen. Unfruchtbare Gegen- den- um die Klöster machten die fleißigen Mönche zu tragbaren Feldern. In der Nähe der Klöster entstanden bald einzelne Ansiedelungen, späterhin Dörfer. Die Mönche lehrten den Ankömmlingen, die oft rohe Krieger waren, Ackerbau und Gewerbe und milderten so ihre Sitten. Auch legten sie in den Klöstern Schulen an und besorgten dieerziehung der Jugend. Unser deutsches Vaterland verdankt den Klöstern

7. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 58

1864 - Breslau : Leuckart
58 Geschichte. was ihnen zusagte. Daher änderte sich bei ihnen gar manches, namentlich nach der Annahme des Christenthums. Die größte Veränderung erlitt die Sprache der Eingewanderten; die in den eroberten Ländern gebräuchliche lateinische konnte nicht ausgerottet werden, sie wurde aber bald mit der deutschen vermischt. So entstanden die romanischen Sprachen : die portugiesische, spanische, französische und italienische. Nur im eigentlichen Deutschland hielt sie sich frei von fremder Beimischung und bildete sich nach und nach mehr aus. Wir haben aus Chlodwigs Zeit noch ein Bruchstück eines kirchlichen Formulars zur Spendung des heiligen Sakramentes der Taufe, welches als eines der ältesten Denkmäler unserer Sprache merkwürdig ist. Frage. Forsachistu Diabola? Antw. Ec forsacho Diabola. F. En allum Diabol-gelde? A. En ec forsacho allum Diabol- gelde. F. En allum Diaboles Werkum? A. En cc farsacho allum Diaboles Werkum endewordum, Thunaer ende Wodan ende Sachsen-Ote ende allem them Unholdum the hiru genotas sint. F. Gelobistu in God, almethigun Fadaer? A. Ec gelobo in God, almethigun Fadaer. F. Gelobistu in Crist, Godes Suno? A. Ec gelobo in Crist, Godes Suno. F. Gelobistu in halogan Gast? A. Ec gelobo in halogan Gast? Versagst du dem Teufel? v Ich versage dem Teufel. Und aller Teufelsgilde? Und ich versage aller Teufelsgilde. Und allen Teufelswerken? Und ich versage allen Teuselswerken und Worten und Thor und Wodan und Sachsen-Odin und allen den Unholden, die hier genannt sind. Glaubst du an Gott, den allmäch- tigen Vater? Ich glaube an Gott, den allmäch- tigen Vater. Glaust du an Christus, Gottes Sohn? Ich glaube an Christus, Gottes Sohn. Glaubst du an den heiligen Geist? Ich glaube an den heiligen Geist. Auch die Gesetzgebung und Rechtspflege erweiterte sich merk- lich. Früher entschied mau nur nach Gebrauch und Herkommen; die nun gegebenen, in lateinischer Sprache abgefaßten Gesetze enthielten Verbote und Strafen. Jedes Vergehen konnte durch eine festgesetzte Geldstrafe gesühnt werden. Das Gericht wurde öffentlich unter freiem Himmel abgehalten, gewöhnlich unter großen Bäumen oder auch an großen Steinen. In jeder Grmeinde war der Vorsteher Richter, die Erfahrensten der Gemeindeglieder halfen ihm das Urtheil finden (Schöppen); die Untersuchungen waren einfach; am meisten gab man auf Zeugen und Eidesleistungen;

8. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 96

1864 - Breslau : Leuckart
96 Geschichte. Auch machten ihn seine Predigten beliebt; denn erberührte darin mit großer Freimüthigkeit die Laster der Zeit und mehrere Miß- bräuche, welche sich nach und nach eingeschlichen hatten. Bald aber sprach er auch solche Grundsätze und Lehren aus, welche mit denen der Kirche durchaus nicht übereinstimmten: er verwarf die Wandlung, den.vorrang des Papstes und das Ansehen der Kirche und stellte die gefährliche Behauptung auf, man sei keinem geist- lichen oder weltlichen Obern Gehorsam schuldig, wenn dieser in einer Todsünde sich befinde. Im Jahre 1414 wurde Huß vor die große Kirchenversamm- lung zu Konstanz geladen und erhielt dazu einen Geleitsbrief vom Kaiser Sigesmund; nur sollte er zu Konstanz seine Grund- sätze nicht bekannt machen. Der anwesende Papst bezeigte sich gegen ihn sehr gütig, versicherte ihn seines Schutzes und hob sogar den Bann auf, in welchen er gethan worden war. Aber selbst in Konstanz verbreitete Huß seine Lehre und wurde deshalb, ungeachtet des Geleitsbriefes, gefangen gesetzt. Hierüber ward der Kaiser unwillig; allein die versammelten Bischöfe erklärten: sein kaiser- liches Wort dürfe dem katholischen Glauben nicht zum Nachtheil gereichen und den geistlichen Richter nicht hindern, sein Amt auszuüben; auch mache sich einer, der den Glauben anfechte, alles Geleites selbst verlustig. Diese ernstliche Mahnung, schreckte den Kaiser, der jetzt beschloß, sich nicht ferner in die Sache zu mischen. Huß wollte anfänglich, wenn man ihn des Irrthums über- führe, widerrufen; aber alle Vorstellungen der Kirchenväter waren, als es zur Sache kam, bei dem unbeugsamen Manne vergeblich. Darum wurde das Urtheil gesprochen, daß Huß ein Glaubens- fälscher sei. Dann entsetzte man ihn seiner geistlichen Würde und übergab ihn dem weltlichen Gerichte mit der gewöhnlichen Bitte, ihn nicht zu tödten, sondern gefangen zu halten. Doch nach den damaligen strengen weltlichen Gesetzen wurde er als irrgläubig, als aufrührerisch und dem Staate höchst gefährlich, verbrannt. Die Nachricht von dem schrecklichen Tode des Huß brachte bei den Böhmen erst Bestürzung und Trauer, dann Wuth und Raserei hervor. Jetzt hielten sie um so fester an seiner Lehre und dehnten sie noch weiter aus. Zu Tausenden versammelten sie sich auf einem Berge, welcher nachher der Berg Tabor genannt wurde. Ziska, ein wilder, verwegener Mensch, war ihr Anfüh- rer. Als die Hußiten eines Tages in Prag feierliche Umzüge hielten, wurde einer ihrer Priester von einem Steine getroffen, den Jemand vom Rathhause herabwarf. Und sogleich stürmten sie das Gebäude und stürzten dreizehn Rathsherrn zu den Fenstern hinaus auf die Straße, wo man sie mit Spießen auffing und ermordete. Das war der blutige Anfang eines großen Aufruhrs.

9. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 115

1864 - Breslau : Leuckart
Kirchentrcnnung. Luther. 115 Trennung, sonst auch Reformation genannt, wurde hauptsächlich durch den Mißbrauch, welchen Unbesonnene mit dem Ablasse trie- den, veranlaßt. In den ersten Zeiten Pflegte die Kirche die gröbern Uebertre- tungen der göttlichen Gebote streng zu-bestrafen. Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt. Die Theil- nahme am Gottesdienste war den Büßenden versagt, nur am Eingauge des Gotteshauses durften sie im demüthigen Bußkleide stehen. Eine solche Bußübung währte oft mehrere Jahre hindurch, wurde aber auch zuweilen durch den Ablaß der Bischöfe gemildert. Sie kürzten die durch Kirchengesetze bestimmte Büßung entweder ab, oder verwandelten sie in Uebungen guter Werke. So bot der Papst Urban Ii. allen Kreuzfahrern vollkommenen Ablaß an, d. h. er verordnete, daß Alle, die ihre Sünden mit reuigem Gemüthe beichteten und an den Kreuzzügen Theil nahmen, wegen der Gefahren und Mühseligkeiten, denen sie sich im Dienste der Kirche aussetzten, von den kirchlichen Strafen befreit sein sollten, welchen sie sich sonst hätten unterwerfen müssen. Später ward auf der Kircheuversammlung zu Lyon dieser Ablaß auch aus solche aus- gedehnt, die zu Hause blieben und den Kreuzzug durch freiwillige Gaben an Geld unterstützten. Seit jener Zeit singen die Ablässe an häufig zu werden, und man ertheilte sie auch denen, welche Beiträge zur Erbauung von Kirchen und Schulen leisteten. * So geschah es auch kurz vor der Kircheutrennuug. Leox., der 1513 zum Oberhaupte der katholischen Kirche gewählt worden war, faßte bald nach dem Antritte seines oberhirtlichen Amtes den Entschluß: das Denkmal des Apostelfürsten, die Peterskirche zu Rom, zu vollenden, zu der sein Vorgänger Julius Ii. den Grund gelegt hatte. Dieser Dom sollte ein Bau der ganzen Christenheit, der Nationen und Völker werden; Alle sollten dazu nach Kräften beitragen, wie ja Alle Glieder der einigen, heiligen Kirche sind. Das Mittel hierzu war der Ablaß; denn nur auf diese Weise konnte Jeder ohne Rücksicht auf Stand und Geschlecht, vom schwachen Kinde bis zum gebückten Greise, der Reiche wie der Bettler sich am Baue betheiligen — die Einen mit irdischen Gaben, die Andern mit Gebeten — und während sie Gott einen christlichen Völkerdom errichteten, erbauten sie sich selbst zu erneueten Tempeln des heiligen Geistes. Ein so erhabenes Ziel zu erreichen, schrieb der Papst Leo X. einen Ablaß im Jahre 1515 aus und übertrug die Ausführung desselben im nördlichen Deutschland dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht, einem gebornen Markgrafen von Brandenburg. Dieser bestimmte den Dominikanermönch Johann Tetzel, den Ablaß zu verkündigen. 8*

10. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 117

1864 - Breslau : Leuckart
Äirchmtrcnimng. Luther. 117 durch vielfache Zweifel beängstigt, so daß er das Mitleid dev Ordensbrüder erregte. Ans dieser drückenden Lage befreite ihn ver Vorgesetzte seines Ordens, Staupitz, indem er ihm Trost zusprach und ihn dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem Weisen, als Lehrer für die Hochschule zu Wittenberg empfahl. Freudig begab sich Luther nach dem dasigen Kloster, übernahm die Lehrstelle und später das Predigtamt an der Schloßkirche. * Die Augustiner und Dominikaner lebten schon seit längerer Zeit wegen verschiedener Lehrmeinungen in Streit. Der Kurfürst Friedrich hatte sich im Jahre 1516 einen Ablaß zur Vermehrung des Einkommens seiner Schloßkirche in Wittenberg erwirkt; ans einem andern sollte daselbst das Kloster der Augustiner erbaut werden. Beide Ablässe durften, wie alle übrigen, nicht abge- halten werden, so lange der höhere, allgemeinere Zweck der gesammten Christenheit nicht erfüllt war. — Luther trat daher mit Entschiedenheit gegen den von Tetzel und seinen Genossen verkündigten Ablaß aus; seine Predigten regten mächtig das Volk auf. Es war am 31. Oktober 1517, als Luther 95 Lehrsätze in lateinischer Sprache, die sich besonders aus den Ablaß bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg anschlagen ließ und alle Gelehrten aufforderte, dieselben zu prüfen. Das gab die Veranlassung zur Kirchentrennung, an die Luther damals noch gar nicht dachte; denn er hatte seine Lehrsätze nicht als unwidersprechliche Wahr- heiten, sondern lediglich als Zweifel vorgebracht, die ihm auf- gestoßen seien und die ersetzt, blos um die Wahrheit zu ermitteln, der öffentlichen Prüfung unterwerfe. Auch lag in dem Anschlagen dieser Lehrsätze nichts Auffallendes, denn das geschah damals gewöhnlich, wenn die Gelehrten sich zu einem Wortstreite, Dis- putation genannt, herausforderten. — Tetzel aber und mit ihm mehrere seines Ordens wurden über die Kühnheit des Augustiner- mönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften zogen sie mit Schmähungen gegen die Lehrsätze los, schalten den Verfasser einen Ketzer und behaupteten, daß er damit das Ansehen des Papstes und der Kirche angreife. So heftige Ausfälle reizten Luther zu einer noch heftigeren Vertheidigung, bei welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, eifrig unterstützten. Nun traten beide Theile feindselig gegen einander auf, verloren aber im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheils sowohl, als des Gemüthes. Bald griff Luther auch echt katholische Glaubenssätze an, wie den von der Sünden- vergebung und von dem Werthe der guten Werke. Was Anfangs nur eine Angelegenheit der Gelehrten war, wurde auch bald Sache des Volkes. Dieses fing an, sich in zwei
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